Mitten in der historischen Altstadt von Laubach am Rande des Vogelsbergs liegt das alte Schloss mit seiner interessanten Architektur aus verschiedenen Jahrhunderten.
Keimzelle des heutigen Schlosses war eine Burg, wahrscheinlich eine Wasserburg. Sie wurde seit 1278 unter der Herrschaft der Hanauer, die vom Kloster Hersfeld mit Laubach belehnt worden waren, begonnen. Ihr Weiterbau wurde aber schon zehn Jahre später nach einem Einspruch des Landgrafen Heinrich I. von Hessen vom Kaiser verboten. Erst nach der Verleihung 1405 der Stadtrechte und nach Aussterben der Falkensteiner 1418, wo Laubach an die Johanneslinie der Grafen von Solms gefallen war, veränderte sich die Lage.
Graf Kuno von Solms erhielt 1475 von Kaiser Friedrich III. die Erlaubnis, die Burg und auch die Stadt weiter zu befestigen. Dieser Ausbau der Festung wurde erst 1559 von Friedrich Magnus, der als erster Solmser seinen ständigen Wohnsitz in Laubach genommen hatte, abgeschlossen. Noch unter seiner Herrschaft wurde Laubach zur gräflichen Residenz, und es begann die sukzessive Umgestaltung der Burg zum Schloss, ein Prozess, der erst im 18. Jahrhundert weitgehend abgeschlossen war.
Der größte und wichtigste Gebäudekomplex der ausgedehnten Schlossanlage, der sog. Hauptbau östlich der Laubacher Kirche, besteht aus drei ineinander verzahnten Teilbauten, die eine hufeisenförmige, nach Norden geöffnete Anlage bilden. Sie entstand aus der mittelalterlichen Burg, die nach Norden hin durch eine Wehrmauer (in Resten erhalten) geschützt war, und enthält als älteste, im Kern noch auf das 13. Jahrhundert zurückgehende Teilbauten den Ost- und Westflügel.
Auch die ehemals wehrhaften, später mit barocken Hauben versehenen, starken Rundtürme an den Nordecken der beiden Flügelbauten gehören noch zum Bestand der ehemaligen Burg. Sie, wie auch der bereits im 15. Jahrhundert erneuerte, mit einem östlichen Treppenturm versehene Ostflügel (Kemenatenbau), wurden nach 1533 durch den Licher Baumeister Wolff Werner umgebaut. Erwähnenswert sind der mächtige gewölbte Keller mit Rundpfeilern, die alte, mit einem gewaltigen Rauchfang ausgestattete, gewölbte Küche, die tonnengewölbte Gesindestube sowie die Hofstube, die mit Kreuzgratgewölben, gotischem Fliesenboden und Wandmalereien von 1556/57 (Michael Sommerstein) ausgestattet ist.
In der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts und des 19. Jahrhunderts entstanden zunächst der verbindende, dreigeschossige Mittelflügel, der mit seinen gleichförmig gereihten Fenstern und dem flachbogigen Gewändeportal die Südfront bestimmt, sodann die zweigeschossige Pfeilergalerie zum Innenhof sowie das dort aufgestellte Standbild des Grafen Friedrich Ludwig Christian (1769-1822).
Das wohl wichtigste Gebäude ist hier der sog. Nassauer Bau, der im Nordosten direkt an das Schlossgebäude anbindet, ein im Kern noch auf das 15. Jahrhundert zu datierendes Gebäude, das aber erst im 18. Jahrhundert sein heutiges Aussehen und seine wertvolle Ausstattung erhielt.
Großer Schlosshof
Die weiteren Bauten der Ostseite sind der langgezogene, ehemalige Marstall, 1556-57 von Wolff Werner erbaut und ein angrenzender, im 19. Jahrhundert auf älteren Mauerresten errichteter, dreigeschossiger Kubus mit pyramidalem Mansardendach, der sog. Neue Bau , der die wertvolle Bibliothek enthält. An der gegenüberliegenden Westseite dient als Abschluss eine hohe Mauer, vor der ein schlichtes eingeschossiges Wachgebäude, die im 18. Jahrhundert entstandene sog. Alte Wache liegt. Im äußersten Nordwesten ist weiterhin eine komplexe Gebäudegruppe bemerkenswert. Es handelt sich um den sog. Hedderichsbau, an den der brückenartige Übergang zur Kirche anbindet, um die sog. Friedrichsburg, einen zweigeschossigen Barockbau mit strenger Fensterreihung, Mansarddach und Freitreppe von 1735/39, der zusammen mit der ebenfalls im 18. Jahrhundert entstandenen Tordurchfahrt den Zugang zur Stadt bildet.